Donnerstag, 12. Mai 2016

Halluzinationen sind nichts dagegen...

Die ersten Schritte in Bad und Toilette führen mich in einen wahren Abgrund.
Die Räumlichkeiten sind über und über verschmutzt mit abgeschnittenen schwarzen Haaren.
Zweifellos hat sich der Zimmernachbar während meiner OP die Haare geschnitten.
Auf Grund der relaxierenden Zusatzpräparate bin ich soweit sediert, dass mir dies überhaupt nichts ausmacht.
Im Gegenteil, selbst als ich vorsichtig gegen die kleinen Häärchen puste, und sich nichts bewegt,
nehme ich das als positiven Beweis der guten Anästhesetika an und fühle mich vollkommen geborgen.
Als ich die Augen schließe, um mich der stillen Bettruhe zu widmen, sind die aufwallenden tonlosen, gewaltigen Wolken von farbig glänzenden Luftschlangen eine zusätzliche Entspannung.
Ich werde erst nachdenklig, als auf der hellgelben Stirnwand des Zimmers in kräftigem Rot sehr geistreiche Parolen aus dem 68-er Häuserkampf in Frankfurt erscheinen.
Einige besitzen noch bis heute ihren ungebrochenen Witz und Charme.
JA : Die Welt ist reich und schön.
Dass ich in Wirklichkeit kurz vorm Durchdrehen stand, lasse ich hier einmal unerwähnt.

Mittwoch, 4. Mai 2016

Endlich: Das Gewicht wird erfolgreich reduziert...

Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass ich mit diesen Zeilen für lange Zeit in der gesundheitsbewussten Frauenbewegung noch Einzug halten werde.
Es ist mir in den Tagen meiner schweren Herzerkrankung schlagartig klar geworden,
worin die erfolgreiche Verringerung des Körpergewichtes besteht:
Friss die Hälfte.
Schon nach wenigen Tagen war mir klar:
Das ist meine Chance.
Die von wuchtigen Portionen geprägten opulenten Mahlzeiten im Krankenhaus gaben mir nur Recht.
Zum Frühstück lauwarmer Kaffe, angefrorene Butter und eiskaltes Brot: Her damit.
Am Mittagstisch winkte eine klare Rindfleischbrühe mit frischem Liebstöckelgeschmack,
salzlose Kartoffelstückchen und daneben lauwarme, helle Bratwurst mit cremigem Kartoffelstampf.
Sie müssen aber auch wirklich viel trinken! so der gutgemeinte Rat der Krankenschwester.
Das tat ich gerne, denn um 17:10 Uhr folgte das wechselhafte Abendbrot.
Drei schmale Scheiben edler Blitzkäse, Leberwurst in der Dose und ein Radieschen.
Auch das in diesem Fall leicht angefrorene Brot war ein weiterer Beweis,
dass das Thema Hygiene in dieser Einrichtung Groß geschrieben wurde.
Auf diese Art und Weise verschwanden in vier Wochen insgesamt sechs Kilogramm
Körpergewicht, ein Wert, der sicher noch am unteren Rand der Skala anzusiedeln ist.
Verständlich, dass ich seit diesen Tagen jeden Abend eine ganze Tafel Vollmilchschokolade zu mir nehme. Wie heisst es doch so schön:
Die Elektrolyte, achten sie auf die Elektrolyte !!!
ICH halte mich dran.

Dienstag, 3. Mai 2016

Vom richtigen Umdrehen...

Ich will mich nicht bewegen.
Niemals mehr. Ich will hier nur noch alleine Liegen und mich nicht bewegen.
NIEMALS MEHR!
Na, haben sie sich heute schon einmal bewegt?
Sie haben eine Stimme neben mein Bett gestellt, der ich nicht ausweichen kann.
Das bedeutet: Ich bin nicht alleine und es ist Tag.
TAG - TAG - TAG.
Ich lebe. Ich atme und fühle, ich höre und sehe.
Ich weine.
Die Krankenschwester holt sich Hilfe und wir verlassen gemeinsam mein Bett.
Na, bis zum Bad ????
Ich schaffe es bis zum Bad und zurück.
HALT - Sie dürfen leider nur auf dem Rücken liegen.
Sechs bis acht Wochen.
Aber keine Sorge: Das lernen sie ganz schnell.

Montag, 2. Mai 2016

Wasser, kübelweise Wasser...

Es stimmt: Im Krankenhaus und nach der OP empfindet man nur noch
D U R S T .
Und das zu einem Zeipunkt, wo man auf Grund der OP-Folgen selber locker
zehn Liter Körperflüssigkeit eingelagert hat.
Was  folgt ist das gute alte LASIX und die permanente Überwachung,
wieviel hat der Körper in der mit Drainagen verbundenen Aussenwelt abgeliefert.
Denn davon hängt schließlich ab, wo und wie man sich waschen darf.
Aber keine Bange: Niemand stinkt wesentlich und die Parteien liegen nach Geschlechtern getrennt.
Wohl nicht nur wegen der Hygiene, sondern auch wegen der TV-Begleitung.
Der Gast liegt im Sterben aber das Spiel gucken wir doch ???

Es wird nach der ersten Nacht nicht besser ...

Ich hatte es aber auch nicht erwartet.
Welcher Volltrottel geht schon in ein Krankenhaus und erwartet,
daß man ihm hilft?
ICH.
Und dann noch ganz viele andere.
Gebrechen ohne Zahl, und, mit Verlaub.auch mit Kaffeeautomat.
Das gehört auch hierhin.