Sonntag, 5. Mai 2019

Hilde ??? La grande dame ....

Im Lauf der Zeit haben wir uns von Hilde, der geliebten Felldame mit siebzehneinhalb Jahren, so einige Gewohnheiten bieten lassen, wie sie sich im Grunde nur am Hofe von Königinnen und ihrem servilem Personal im Alltag einzustellen pflegen. Das fängt bei der täglichen Kontrolle des gut durchdachten Buffets an und endet in der vollendeten Bereitschaft, sich auf die Wünsche der Königin jederzeit in vollendeter Manier bereit zu halten.
Die Kontrolle der Liegelandschaften im ganzen Haus, der versteckten Ecken und Winkel gehört unbedingt dazu. Selbst die von ihr ausgewählten besonders stillen Plätze müssen immer liebevoll geprüft und gewartet werden.
Seinem alten Auto gönnt man ja auch nur das Beste.
Nach dem gemeinsamen Frühstück mit mildem Naturjoghurt und selten mal einem winzigen Stückchen vom Serrano zieht sich die Felldame in aller Regel ins Klavierzimmer zurück, wo sie die nächsten Stunden, vom Vorhang leicht verborgen, auf der Fensterbank verbringt.
So weit so gut, aber es kommt doch einmal vor, dass wir die dort vorhandene Türe zur Terrasse aus irgendwelchen Gründen mehrmals öffnen mussten, und dabei die notwendige Ruhezeit der Königin nicht ausreichend gewürdigt werden konnte.
Sollte es ausnahmsweise einmal zu einer solchen Unpäßlichkeit durch mich gekommen sein, weiß ich aber auf der anderen Seite ganz genau, was sich dann gehört.
Ich trete leise an den Vorhang und die dahinter ruhende Felldame heran, bewege ihn ganz vorsichtig um weitere zwei Zentimeter zur Seite, damit die Dame noch geschützter liegen kann, beuge mich leicht nach vorne, unsere Blicke treffen sich und sie schiebt ganz sachte und sehr langsam ihre rechte Pfote nach vorne, die Krallen tief verborgen, und ich berühre sie mit einer Fingerspitze an der Spitze dieser Pfote, wie ein Dramaturg auf dem Theater, welcher der Diva den letzten Zuspruch erweist.
Die Damle blinzelt mich freundlich an , lächelt ganz kurz und ich ziehe mich wieder zurück.
HILDE !!!!